Erfahrungsbericht Magico A5

Wenn Alon Wolf etwas Neues auf den Markt bringt, dann ist es erfahrungemäß ein Lautsprecher und der ist dann gepickt mit neuesten Technologien. Die meisten Lautsprecherhersteller kaufen ihre Treiber eh nur bei den großen Herstellern, wie Scan Speak oder anderen und verfeinern (wenn überhaupt) diese mit „Tweaking.“

Magico gibt sich schon lange nicht mehr damit zufrieden und entwickelt von Grund auf seine eigenen Treiber mit immer wieder neuen und bahnbrechenden Technologien. So sind z.B. in den Top Modellen Hochtöner aus Beryllium mit einer hauchdünnen Schicht aus Diamantmaterial überzogen. Beryllium ist einfach das leichteste Material (viel leichter eben als eine Kalotte aus Diamant) und um es noch steifer (aber eben nicht schwerer zu machen), wird seine Beryllium Kalotte nach Holland geschickt und dort in einem speziellen Verfahren mit einer nur wenig Molekül dicken Schicht überzogen. Diese verleiht der Kalotte eine deutlich verbesserte Steifigkeit.

 

Das Beste noch besser gemacht

Die Tief- und Mitteltöner von Magico bestehen schon seit langer Zeit aus mehreren Lagen Carbon. Das Carbon Material ist nicht irgendeines, sondern wird speziell von Magico ausgesucht, um genau die gewünschte Zugfestigkeit und Steifigkeit genau DA (!) zu haben, wo es für die Konus-Membran nötig ist. Die mehreren Lagen sind nötig, um den Konus am äußeren Bereich mit mehr Material steifer zu machen als im Inneren, wo es eine geringere Fläche und damit weniger Verwindung gibt. Das Zusammenspiel und die Verklebung der einzelnen Carbonschichten ist nicht einfach und wird speziell in einem deutschen Unternehmen gemacht, die auch Rotorblätter für Hubschrauber aus Carbon fertigen. All das ist technisch gesehen der Konkurrenz – besonders in der Preisklasse der A- Serie – Meilenweit voraus. Aber Alon Wolf liebt Vorsprung über alles und baut diesen nun mit der neuen A5 weiter aus.

 

 

 

Was ihm anscheinend noch nicht ganz gefallen hat war das Gewicht der Mittel- und Tieftöner mit ihren mehrschichtigen Carbonlagen. Die neuen Konustöner sind dreilagige Sandwich-Membranen, bei deren Konstruktion auf geringstmögliches Gewicht bei gleichzeitig hoher Zugfestigkeit, Verwindungssteifigkeit und frequenzunabgängiger innerer Dämpfung geachtet wurde. Es ist weiterhin ein Sandwich, aber nur noch die beiden äußeren Lagen sind ein Kohlefasergeflecht aus Nanoröhren deren Oberflächenbeschichtung aus Graphen bestehen. So weit nicht wirklich etwas NEUES, denn dieses Material ist in zwei Dimensionen unschlagbar zugfest und damit ideal zur Stabilisierung der Kohlefasern. Nun gibt es aber zwischen diesen beiden Lagen keine (wie früher) weitere Kohlefaserlagen, sondern eine stabilisierende Innenstruktur, die aus Aluminium ist und einer Bienenwabenstruktur ähnlich ist. Diese ist deutlich leichter und bietet eine Steifigkeit in genau der Richtung, in der die Kohlefaser nicht so stabil ist. Die gesamte Sandwichkonstruktion ist streng geheim und ein zum Patent angemeldetes Verfahren.

Wenn man die A5 auf Bildern sieht, denkt man es ist eine viel größere A3 (ziemlich wuchtig) mit einem Tieftöner mehr. In Natura ist man aber beim ersten Anblick ziemlich überrascht. Denn die A5 sieht gar nicht wuchtig aus und ist auch nicht so viel größer als eine A3. Sie ist sogar von ihren Proportionen ein sehr gelungener Lautsprecher und richtig sympathisch auf den ersten Blick. Auch gefällt mir die Front mit den 3 Tieftönern viel besser als die der A3, denn die A3 hat architektonisch irgendwie eine Lücke zwischen dem Mitteltöner und den beiden unteren Tieftönern. Ansonsten ist es das gewohnt edel schwarze Alu-Finish der A-Klasse, welches man mögen muss, denn andere Farben sind eben nicht möglich.

Der Hochtöner ist wie auch in den anderen A-Klasse Modellen aus Beryllium, ohne den teuren Diamant-Überzug aus der S- und M- Serie. Typisch auch das aufwändig innere verstrebte Aluminium Gehäuse. Ein, so nach Magico Aussage, Weltpremiere ist der Einsatz von Mundorf’s neuen „MResist Ultra“-Folienwiderständen, die „mehr Belastbarkeit, Transparenz und Liquidität“ bieten. Auch die anderen Crossover-Teile stammen alle von Mundorf.

 

 

 

Und wie klingt die A5?

Nun spiele ich die A5 schon eine ganze Weile und meine Begeisterung wächst wirklich von Tag zu Tag. Normalerweise ist es bei vielen Produkten genau umgekehrt. Warum ist recht einfach zu erklären. Magico hat seine Stärken, über die ist auch viel gesagt und geschrieben worden. Es ist die enorme Präzision, dieser unglaubliche Detailreichtum und die Auflösung im Hochton (ganz besonders bei den M-Modellen). Über den Tiefton bin ich mir nie richtig sicher gewesen bei Magico. Extrem präzise und schnell. Die Magico spielen nie einen in bestimmten tiefen Lagen etwas gleich klingenden – und nervenden Bass.  Der Bass einer Magico ist sehr neutral. Aber er ist auch sehr schlank und zurückhaltend. Das kann in manchen Räumen von großem Vorteil sein, aber in großen Räumen von Nachteil. Und da die Magico’s einen schlechten Wirkungsgrad haben, braucht man schon einen Boliden an Verstärker, um den Kaliforniern wirklich Tiefbass zu entlocken.

Nun kommt eine Magico A5 daher und man denkt „Naja, eine A3 mit etwas mehr Tiefton.“ Aber schon bei den ersten Tönen sitze ich etwas sprachlos da und merke sofort, hier passiert etwas Wunderbares. Ich habe „Animali in Marcia“ auf Gianluigi Trovesi’s Round about a Midnightsummer’s Dream schon tausende Male gehört, aber die A5 zaubert einen Tiefton, der Mikrodetails liefert, die einmalig sind. Von diesem mehr an Informationen profitiert die ganze Musik: fantastischer Rhythmus, grandiose Staffelung der Bühne und unglaubliche Offenheit. Die haben schon immer alle Magico Lautsprecher, aber die A5 reicht hier schon an die deutlich teurere M- Klasse heran.

 

 

 

Die A5 kann auch richtig Tiefton, keine Zurückhaltung oder begrenzte Dynamik. Da kommt Druck, Druck und nochmal Druck. Und das in einer Geschwindigkeit und Auflösung, wie kaum ein anderer Lautsprecher es kann. Mir kommt es auch vor, dass die neuen Treiber einen besseren Wirkungsgrad haben und auch nicht so schnell ans Limit kommen. Der Verstärker fühlt sich deutlich wohler und auch wenn es so richtig mit Yello zur Sache geht, macht die A5 nicht schlapp und spielt dann immer noch diesen souveränen Bass.

Die A5 betört, wie auch die kleinere A3 mit einem feinen (extrem filigranen) Hochton, kann aber da der S- und M- Klasse nicht ganz das Wasser reichen. Aber im Mittelton schlägt die A5 brachial zurück. Hier kommt ja auch ein völlig neuer Mitteltöner mit der neuen stabilisierenden Innenstruktur zum Einsatz. Und das Ergebnis ist nicht minder beeindruckend. Der Lautsprecher hat eine Kraft und Energie in der Mittenlage, mit der er die A3 deutlich distanziert und auch Lautsprecher die wesentlich teurer als die A5 sind. Diese Kraft und gleichzeitige Transparenz im Stimmenbereich sorgt für „Gänsehaut.“ Allan Taylor’s „Some Dreams“ aus dem Album Hotels & Dreamers ist eine Punktlandung. Eine kräftige, sonore Stimme ohne zu große Abbildung und der Chor ist mächtig und ohne jegliches Grummeln durch den fantastischen Tiefton der A5.

Die A5 ist ein außergewöhnlicher Lautsprecher. Sie profitiert von dem enormen Entwicklungsaufwand der M9 und gehört zum Besten was es derzeit unter 50.000 Euro an Lautsprechern auf dem Markt gibt. Ich würde wegen dem Wegweisendem Tiefton und der überlegenen Dynamik im Mittelton die A5 der S3 MkII vorziehen und die mikro-minimal geringere Auflösung im Hochton in Kauf nehmen. Auch setzt die A5 neue Maßstäbe in Punkto „Spaßfaktor“, denn besserer Wirkungsgrad und erhöhte Grenzleistung der neuen Mittel- Tieftontreiber erlauben auch mehr „Gas“ bei Pop und Rock.

Na da kann man gespannt sein auf das was da noch kommt aus Kalifornien von Alon Wolf und seinem Chassis-Entwickler Yair Tammam.

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